Eigene Überheblichkeit kostet Kaan den Sieg
Der 1. FC Kaan-Marienborn verliert sein Heimspiel 2:3 (1:0) gegen BV Westfalie Wickede und vergibt leichtfertig die Chance, sich in der Spitzengruppe der Westfalen-Liga fest zu setzen. Zehn aufopferungsvoll kämpfende Wicker hingegen setzen drei lupenreine und mustergültig ausgespielte Konter, gegen eine am heutige Tage völlig überheblich auftretende Käner Mannschaft.
Der Gast aus Wickede war mit dem sogenannten letzten Aufgebot zum Käner Breitenbachtal angereist, Wickedes Trainer Marco Schott hatte selbst noch einmal die Fußballstiefel für den Fall der Fälle geschnürt.
Eigentlich lief es zu Beginn der Partie für die Käner wie am Schnürchen. Bereits nach fünf Minuten sah Wickedes Mohamed Lmcademali wegen einer Tätlichkeit an Kaans Tobias Wurm die Rote Karte. Ein schnelles Führungstor durch Möller (12.), der eine Kügler Hereingabe unter Wickedes Latte knallte, sollte eigentlich der Grundstein für ein gutes Käner Spiel am heutige Tage sein.
Mit der Führung im Rücken und gegen zehn Wickeder, ließen es die Fussballer aus dem Breitenbachtal dann so richtig gemächlich in der Käner Herbstsonne angehen. Lediglich Michael Kügler und Jarred Jörgens sorgten ab und an für Käner Angriffsbemühungen. Kurz vor der Halbzeit meldete sich Westaflia Wickede mal mit einer ersten kleinen Chance. Der pfeilschnelle Schymanietz hatte sich auf der rechten Seite gegen zwei Käner durchgesetzt und feuerte aus dem Fußgelenk ein Salve auf den Käner Kasten. Sein wuchtiger Schuss aus halb rechter Position ging jedoch weit übers Käner Tor und knallte gegen die Platzumhausung. Kaans Trainer Peter Wongrowitz verließ zur Pause kopfschüttelnd und stinkesauer über die Einstellung seiner Mannen den Platz und legte sich dabei wahrscheinlich die fällige Kabinenpredigt zurecht.
Diese hatte wohl keinen seiner Mannen in der Halbzeitpause erreicht, denn nach dem Seitenwechsel stellte Kaan das Fußballspielen gänzlich ein. „Kein Passspiel, kein Laufspiel, kein Entgegenkommen, das war Arroganz,“ so Kaans Trainer Wongrowitz nach dem Spiel. In der Tat konnte man erahnen was passiert, zehn Wickeder spielten ihr Spiel und liefen den Känern nach und nach den Rang ab. So war es auch nicht verwunderlich, das der Wickeder Roman Schymanietz (52.), den Ausgleichtreffer zum 1:1, nach einem Kontor über die Käner linke Seite und einer gut getimten Flanke seines Mannschaftskameraden Yassir Mhani, völlig freistehend aus kurzer Distanz erzielte. Der Treffer kam zwar aus dem Nichts, war aber aufgrund der überheblichen Spielweise der Käner zu diesem Zeitpunkt verdient. Kaans Trainer Peter Wongrowitz wollte die vorangegangene Szene vor dem Ausgleichstreffer gar nicht so recht kommentieren. „Wir werden dreimal in Überzahl zu Hause ausgekontert, wer hat denn da die Schuld, die Zuschauer, der Schiedsrichter? Einzig und allein hat die Mannschaft durch ihr arrogantes Auftreten heute Schuld an dieser unnötigen Niederlage“. Vor dem Ausgleichstreffer hatte es ein absichtliches Handspiel im Wickeder Strafraum gegeben, dass jeder gesehen hatte, nur der Schiedsrichter nicht.
Bis die Käner Fußballer begriffen, was überhaupt passiert war, stand es schon 2:1 für den BV Westfalia Wickede. Ein maßgeschneiderter langer Ball widerrum von Wickedes Schymanietz, verwertete Andreas Toetz (57.) zur Wickeder Führung. Kaans Trainer Wongrowitz reagierte umgehend und brachte Stürmer Ahmet Inal, für den heute blass wirkenden Michael Möller. Es waren die Käner Kügler, Reed und Gänge, die die Lage wohl erfasst hatten und sich nun ein herz nahmen, um die Sache noch irgendwie gerade zu biegen. Dazu gehören bekanntlich elf Spieler, doch außer den genannten drei Spielern, konnte der Rest der Käner Mannschaft den Hebel zu diesem Zeitpunkt nicht mehr umlegen. Kaans Trainer Wongrowitz reagierte erneut und brachte Jochen Trilling (63.) für Bülent Gündüz. Trillings Erfahrung und Kämpferherz beflügelte seine Mitspieler und besonders Kaans Michael Kügler, der jetzt mächtig aufdrehte. Kügler bediente Reed, dessen Kopfball (70.), konnte Wickedes Keeper Daniel Limberg nur noch mit einer Reflexbewegung daran hindern, dass der Ball in dessen Gehäuse landete. Zwei Minuten später setzte Jarred Jörgens einen Distanzschuss nur knapp am Wickeder Tor vorbei. Eine sehenswerte Kombination zwischen Kügler, Lewejohann und Sam, konnte Letzterer nicht verwerten, da ihn fleißige Wickeder Beine am Schuss auf's Tor behinderten.
Kaans Michael Moeller schoss seine Mannschaft mit 1:0 in Führung. geholfen hat dies am heutigen Tage allerdings nicht. Mit der Niederlage vor Augen bäumten sich die Käner jetzt so richtig auf, Michael Reeds Diagonalpässe finden zunehmend Abnehmer, Gänges Zuspiele auf Kügler werden präziser, und Kügler selbst ackert unermüdlich für den Käner Ausgleich. Den erzielte dann der kurz zuvor eingewechselte Abbas Attiee (80.) mit einem Distanzschuss, gut zehn Minuten vor dem Ende und brachte damit noch mal Stimmung in das Käner Breitenbachtal. In die Situation sich selbst hineingebracht, wollten plötzlich alle Käner Wiedergutmachung und spielten Fortan auf Sieg. Eine Hereingabe über Kaans rechte Seite, wieder mal durch Michael Kügler, zirkelte Rene Lewejohann (82.) mit einem Volleyschuss an den linken Wickeder Pfosten. Die Chance zur Käner Führung war jetzt zum Greifen nahe. Kaan setzte nun alles auf eine Karte, um doch noch mit einem Dreier aus der Partie zu gehen. Das ging am Ende kräftig daneben, in Schockstarre wurden die Käner versetzt, als Wickedes Andreas Toetz einen perfekt durchgespielten Konter (90. +3), zum Wickeder Siegtreffer verwertet. Kaan war endgültig geschlagen, scheiterte heute aber nur an der eigenen Überheblichkeit.
Wickedes Trainer Marko Schott zum Spiel: „Nach der roten Karte und dem 0:1 habe ich nicht mehr daran geglaubt, dass wir hier noch drei Tore erzielen und als Sieger vom Platz gehen. Man hat gesehen, was man mit Herz und Leidenschaft erreichen kann, ich freue mich sehr über diesen Sieg.“ Anschließend entschuldigte sich noch Wickedes Trainer Schott auf der Pressekonferenz, das er den Ball in der Nachspielzeit zuerst festgehalten und anschließend weggeworfen hatte“. „Es tut mir sehr Leid, man macht manchmal Sachen im Eifer des Gefechts, die man eigentlich gar nicht machen will, ich entschuldige mich dafür“, so Schott.
Kaans Trainer Peter Wongrowitz zum Spiel: „Wir waren vor der Begegnung Tabellenzweiter und jetzt dümpeln wir wieder im Mittelfeld und haben den Anschluss verloren. Wir sind heute nicht gelaufen, wir hatten kein Passspiel, wir habe es mehrmals versäumt, das vor entscheidende 2:0 zu machen.“
(KDF)
1.FC Kaan-Marienborn 07 – BV Westfalia Wickede 2:3 (1:0)
Tore: 1:0 (12.) Möller, 1:1 (52.) Schymanietz 1:2 (Toetz), 2:2 (80.) Attiee, 2:3 (90+3) Toetz
Schiedsrichter: Dirk Liermann
Mannschaftsaufstellung Kaan: Nowak, Gänge Reed, Wurm, Jörgens, Möller, (57. Inal), Scheld, Gündüz, (63. Trilling), Kügler, Sam, (74. Attiee), Lewejohann
Mannschaftsaufstellung Wickede: Limberg, Wuttke, Vogel, (89. Schrade), Fröse, Schymanietz, (72. Stiepermann), Toetz, Zwahr, (94. Schott), Städer, Mhani, Lmcademali, Konya