Bei Kaan war der Wurm drin
Die große Gelegenheit die Weichen schon früh zu stellen, hatten die Käner. Nach einem Foul von Eduard Frantz an Michael Kügler entschied der gut leitende David Rampelt auf Elfmeter für die Gäste. Mats Scheld, der in der Meisterschaft schon drei Mal vom Punkt erfolgreich war, scheiterte aber an Hickengrunds stark reagierendem Torhüter Stephan Hennig.
Während diese vergebene Großchance die Beine des Favoriten zu lähmen schien, kamen die Hickengrunder immer stärker auf und zogen nach 27 Minuten mit 1:0 in Front. Kaans Torhüter Dominique Nowak hatte sich nach einem Freistoß verschätzt und Marvin Diehl hatte keine Probleme aus sechs Metern einzunicken.
Während Hickengrunds Kapitän Eduard Frantz noch vor dem Wechsel gleich zweimal verpasste, auf 2:0 zu erhöhen und auch Philipp Rath und Tim Mirr nach der Pause den Käner Kasten knapp verfehlten, markierte Rath elf Minuten nach der Halbzeit das zu diesem Zeitpunkt längst überfällige 2:0 für die Stein-Elf. Und hätte Alexander Patt nach seiner Balleroberung den Ball zum mitgelaufenen Rath quer gespielt oder selbst den Abschluss gesucht, anstatt die Chance leichtfertig zu vergeben, es hätte wohl die Entscheidung am Hoorwasen bedeutet.
370 Zuschauer säumten den Hoorwasen und sahen ein packendes Pokal-Halbfinale. So aber kam der Titelverteidiger durch eine Standardsituation noch einmal zurück. Kügler hielt aus 26 Meter Torentfernung einfach mal drauf und der Ball schlug nicht ganz unhaltbar am verdutzt drein schauenden Hennig im Netz zum 1:2 (66.) ein.
Und weil bei Kaan an diesem Abend nur wenig aus dem Spiel heraus ging, resultierte auch der Ausgleich aus einem ruhenden Ball. In einer Tiefschlafphase der Hickengrunder führte Scheld einen Freistoß kurz auf Kügler aus und dessen Flanke nickte Tobias Wurm am zweiten Pfosten zum 2:2 (68.) ein. Bei den "Hicken" schwanden nun zusehends die Kräfte und der Westfalenligist diktierte eindeutig das Spielgeschehen. Bis auf einen Kügler-Schuss, den der gute Hennig aber parierte, konnten sich die Käner keine klaren Torchancen erspielen.
Als sich die meisten der Zuschauer bereits auf eine Verlängerung eingestellt hatten, schlug Wurm erneut zu und brachte den Titelverteidiger mit seinem zweiten Treffer (88.) ins Finale.
Stimmen zum Spiel:
"Dass es schwer werden wird, war uns klar. Wir müssen hier einfach professioneller auftreten. Einige Spieler haben eine falsche Wahrnehmung. Durch Undiszipliniertheiten bauen wir den Gegner immer wieder auf. Normalerwise gewinnst Du hier ganz locker, aber einige Akteure arbeiten nicht nach hinten und da wir nie hinter den Ball kommen, baust Du den Gegner wieder auf", ärgerte sich Kaans Trainer Peter Wongrowitz über das Auftreten einiger Spieler, die er für den schmeichelhaften Sieg verantwortlich machte.
"Wir haben am Anfang Glück, dass uns Stephan mit dem gehaltenen Elfmeter im Spiel hält. Die Situation war bei uns ein 'Hallo-Wach-Effekt'. Wir hatten danach Zugriff auf die Partie und haben von Kaan aus dem Spiel heraus nichts zugelassen. Ich denke, dass wir nicht unverdient geführt haben und hätten eigentlich noch den dritten Treffer nachlegen können. Wir wussten, dass Kaan bei Standards stark ist, haben den Ausgleich aber nicht verhindern können. Dass dann auch noch das 2:3 fiel, ist natürlich umso ärgerlicher", berichtete Stein, der nicht wusste, ob er sich über den tollen Fight seiner Mannschaft freuen, oder über den verpassten Finaleinzug ärgern sollte.
"Wir haben uns teuer verkauft und dem Publikum ein tolles Spiel geboten. Wir können stolz auf die Leistung der Mannschaft sein. Schade, dass es nicht geklappt hat, aber dennoch Hut ab vor der Leistung", zollte Hickengrunds Sportlicher Leiter Dietmar Freund der Leistung des eigenen Teams Respekt.
Quelle: www.expressi.de